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Ernst Hartwig (1851–1923)

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Im Januar 1886 nahm Ernst Hartwig seine Berufung zum Direktor der in Bamberg zu bauenden Sternwarte an. Nach 3 Jahren Planung und Bauarbeiten, konnte die Sternwarte im Oktober 1889 eröffnet werden. Er blieb bis 1923 der Direktor.

Hartwig während seiner Zeit in Straßburg. Bild mit freundlicher Genehmigung von Luise Bräuer

Ernst Hartwig wurde am 14. Januar 1851 in Frankfurt am Main geboren und ging dort sowie in Nürnberg zur Schule, wo er 1869 am Melanchton Gymnasium seinen Abschluß machte. Danach studierte er Mathematik, Physik und Astronomie an der FAU Erlangen-Nürnberg, sowie in Leipzig, Göttingen und München. 1874 zog er nach Straßburg, wo eine neue Sternwarte gebaut wurde, nachdem die Stadt im Zuge des Deutsch-Französichen Krieges (1870-71) deutsch geworden war. Vorab als Auszubildender an der Sternwarte und Lehrer im örtlichen Lyceum, wurde er dann Assistent von August Winnecke (1835 – 1897), dem Direktor der Sternwarte und Authorität für Beobachtungen mit dem Heliometer. 1880 bekam er den Doktor für seine Arbeit an der Libration des Mondes und war bis 1884 weiterhin an der Kaiserlichen Sternwarte in Straßburg tätig.

Die deutsche Venus Expedition nach Bahia in Hamburg. Von links nach rechts: Bruno Peter, Ernst Hartwig, Heinrich Mayer, Walter Wislicenus. Bild mit freundlicher Genehmigung von Luise Bräuer

Diese Zeit wurde unterbrochen, als er von September 1882 bis Februar 1883 eine astronomische Expedition nach Bahia Blanca (Argentinien) leitete. Grund dieser Expedition war die Beobachtung des Venus Transits vor der Sonne. Zu dieser Zeit erbrachten diese Beobachtungen die genaueste Methode zur Bestimmung der astronomischen Einheit, wenn sie von verschiedenen Standorten aus gemacht wurden. Weil diese Transits selten vorkommen (jeweils einer 2012, 2004, 1882, 1874, 1769, 1761…), wurden große Anstrengungen unternommen, um Expeditionen zu finanzieren und 1882 wurden vier deutsche Expeditionen nach Nord- und Südamerika geschickt.

Die Situation in Straßburg wurde schwierig, als Winnecke (wieder einmal) von einer psychischen Erkrankung heimgesucht wurde. Zu Beginn des Jahres 1882 zog er sich endgültig vom Observatorium zurück und Hartwig war mit seinen Arbeitsbegingungen dort unglücklich. Deshalb übernahm er Anfang 1884 eine neue Stellung als Beobachter in Dorpat (Russland). Während dieser Zeit entdeckte er am 30. Mai 1885 die erste Supernova der modernen Zeit, S. Andromedae.

Ernst Hartwig mit seiner Frau Nanette und ihrer Tochter. Bild mit freundlicher Genehmigung von Luise Bräuer

Prof. Hugo von Seeliger (München), der zusammen mit Prof. Heinrich Bruns (Leipzig) die Gründung der neuen Sternwarte in Bamberg überwachte, schlug Hartwig als Direktor derselben vor. Diese Arbeit ermöglichte ihm die seit langem gewünschte Freiheit in seiner wissenschaftlichen Arbeit und er veranlaßte den Bau und die Instrumentierung der Sternwarte. Danach lag der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit auf Variablen Sternen, womit er das Erbe von August Winnecke weiterführte. Unglücklicherweise war es für ihn schwierig, die Resultate zu veröffentlichen, weil Dr. Karl Remeis zu wenig Geld für Druckkosten zugewiesen hatte. Über seine unmittelbare wissenschaftliche Arbeit hinaus, folgte er dem Willen von Remeis und engagierte sich in der Öffentlichkeitsarbeit.

Sein persönliches Leben schien gut zu verlaufen, seit er nach Bamberg kam. Aus seiner Ehe mit Nanette Müller hatte er zwei Töchter, Emma und Lina. Hartwig war als Astronom aktiv bis ins hohe Alter und starb am 3. Mai 1923.

Weitere Literatur: